Ein Blick von der anderen Seite

Die letzten drei Wochen war ich fast durchgängig mit den neuen Austauschstudenten aus Japan beschäftigt. Irgendwie hat es sich so ergeben, dass ich mich nicht nur um den aus Tokyo, sondern auch ein bisschen um die drei Studenten aus Fukushima kümmere.

Am 2.4. kam aber erst einmal Akihide in Bochum an. Er war vorher schon einen Monat in Freiburg und hat auch schon länger Deutsch gelernt, das merkt man auch. Bisher habe ich kaum einen Japaner getroffen, der besser Deutsch sprechen konnte als er. Aber Japaner sind ja in der Hinsicht immer sehr bescheiden, auch wenn alle Leute am Tisch sagen: "Oh, du bist voll gut in Deutsch", kriegt man trotzdem immer ein "Nein, nein, ich bin richtig schlecht" zu hören. Immerhin hat das die Einführung doch ziemlich einfach gestaltet, das Meiste konnten wir auf Deutsch erklären (mit mehr oder weniger Umwegen), alles Bürokratische war innerhalb von zwei Tagen geregelt und inzwischen hat er sogar einen Job, für den ich die Bewerbung Korrektur gelesen habe.

Einen Tag nach Akihides Ankunft kamen auch Rika, Chinatsu und Kai aus Fukushima an. Unser Betreuer an der Uni hat das so geregelt, dass wir alle zusammen in der Mensa gegessen haben und irgendwie führte dann das eine zum anderen: den einen Abend in das Bermudadreieck trinken, den nächsten bei uns in der WG Spieleabend, ein bisschen durch die Stadt schlendern, schließlich noch eine Welcome Party für alle Japaner, die jetzt angekommen sind, und inzwischen sitzen die Japaner auch mit mir in meinen Wirtschaftskursen. Leider trauen sich bisher nur Akihide und Kai in deutsche Vorlesungen, aber dadurch haben die natürlich einen ganz großen Vorteil gegenüber den Anderen ;)

Ich persönlich habe ja jetzt auch einen kleinen Vorteil, dass ich die alle so früh kennen gelernt habe: Ich habe alle als Tandempartner, d.h. Sprachpartner, gewonnen. Ich helfe ihrem Deutsch und sie mir in meinem Japanisch, ich merke ja, dass ich kaum gesprochenes Japanisch verstehe, dem muss ich unbedingt noch Abhilfe schaffen!
Die Sache mit den Tandempartnern ist ja hier an der Uni ein kleines Problem - viele Japanischstudenten - gaaaaaanz wenig Japaner! Da können sich die Japaner echt nicht über mangelnde Tandempartner beschweren, aber für uns ist es natürlich umso schwerer, mal jemanden kennen zu lernen, der dann nicht schon tausend andere Partner hat... Ich schätze mich ganz glücklich, dass ich jetzt doch noch soviel Übung bekomme, bevor ich in Tokyo absolut kein Wort verstehe.

Jedenfalls weiß ich jetzt was so in etwa dann in Japan auf mich zu kommt. Unendlich viel Rennerei, so einige Verständigungsschwierigkeiten und natürlich total viele neue Eindrücke auf einmal, die man erst einmal verarbeiten muss... Ich freu mich drauf!



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